Bernd Eilert berichtete in seiner sehr persönlichen Laudatio davon, wie er und Klaus Modick in Oldenburg in Oldenburg in derselben Straße aufwuchsen, ohne sich zunächst kennenzulernen. Man „lernte aneinander vorbei“. Und freundete sich erst später an. Eilert äußerte sich fachkundig zum Werk des Preisträgers: „Klaus Modick hat in den letzten vier Jahrzehnten Dutzende von Büchern geschrieben, herausgegeben und übersetzt: Romane, Erzählungen, Essays, und sogar einen Band voller Sonette. Wenn ich alle Titel hier aufzählen wollte, würde ich vor allem MIR ein schlechtes Gewissen machen. Klaus war sehr fleißig. Und das ist nun beileibe kein Zufall. Wer vom Ertrag seiner Bücher leben möchte, MUSS in der Regel sehr fleißig sein. Es sei denn, er schreibt einen Bestseller. Doch ganz so weit sind wir noch nicht.“
Der Bestseller ist „Konzert ohne Dichter“, das von allen Beteiligten immer wieder erwähnt wurde. Rilke in Worpswede, was für ein Wurf.
In seiner Dankesrede ging Klaus Modick amüsant auf seine Hamburger Jahre ein, erzählte von seinen Erlebnissen aus Hamburger Zeiten, die bis in seine Kindheit zurückreichen und „intensiv nach Kaffee duften“. Später studierte er in der „herben Waschbetonschönheit des Philisophenturmes“, jobbte in Kneipen, schrieb für die „Szene“, arbeitete in einer Werbeagentur, heiratete im Standesamt Mitte seine Amerikanische Frau. Abschließend sagte Modick: „Und so schließt sich dann für mich hier und heute noch ein weiterer Kreis. Denn ohne meine Hamburger Jahre wäre ich nicht geworden, was ich heute bin und würde hier und jetzt nicht vor Ihnen stehen und Ihnen danken – für die Ehre dieses von einer Hamburger Ehrenbürgerin gestifteten Preises, für das mit dem Preis verbundene schöne gute Bare und nicht zuletzt für das freundliche Interesse, das Sie in all den Jahren meinem Werk entgegen gebracht haben.“
Abschließend kamen alle bei Häppchen und Getränken mit anregenden Gesprächen in der prächtigen Atmosphäre des Festsaales zusammen. Ein unvergesslicher Vormittag.
Die Jury* würdigt das umfangreiche Werk eines der gebildesten Autoren in Deutschland. Modick ist ein wortgewaltiger Schreiber, seine Wortmalereien ein einziger ästhetischer Genuss. Der Autor spiele auf verschiedenen Bühnen und verbinde Ernsthaftigkeit mit Können. Er benutze in seinen Romanen und Essays äußere Anlässe, um dann in die Tiefe zu gehen. Hinreißend zum Beispiel die Beschreibung der Entfremdung zwischen dem Künstler Heinrich Vogeler und dem Dichter Rainer Maria Rilke im historisierenden Roman „Konzert ohne Dichter“ um die Künstlerkolonie Worpswede im Jahr 1990. Ebenso herausragend Modicks letzter Künstlerroman „Keyserlings Geheimnis“.
Der Hannelore-Greve-Literaturpreis ist mit 25.000 € dotiert und wird im jährlichen Wechsel mit dem Walter-Kempowski-Literaturpreis, dem Förderpreis für Kurzgeschichten, in diesem Jahr zum 9. Mal verliehen. Beide Literaturpreise werden von der Hannelore und Helmut-Greve-Stiftung für Kultur und Wissenschaften gestiftet.
Bisherige Preisträger:
Siegfried Lenz (2004)
Hans Pleschinski (2006)
Arno Surminski (2008)
Lea Singer/Eva Gesine Baur (2010)
Gerhard Henschel (2012)
Herta Müller (2014)
Hanns -Josef Ortheil (2016)
Ulla Hahn (2018)
*Mitglieder der Jury des Hannelore-Greve-Literaturpreises:
Eva-Maria Greve (Vorsitzende), Dr. Tilman Krause, Nicole Christiansen, Annemarie Stoltenberg, Sabine Witt, Gino Leineweber, Prof.Dr. Wolfgang Müller-Michaelis, Peter Schmidt (koop.)